Das Haus des Klosterschaffners Konrad Winkelblech…...
….beherbergt das Museum für Weinbau und Stadtgeschichte Edenkoben
Ein Gläschen Wein ist schnell getrunken, doch vorher muss sich der Winzer redlich mühen. Mitte des 19. Jahrhunderts galt das noch mehr als heute. Die Weintrauben wurden in hölzernen Hotten auf dem Rücken gesammelt und getragen. Gelesen wurde von Hand. Dreißig bis vierzig Liter gemahlene Trauben passten hinein, die Hotte aus massivem Holz war auch nicht leicht. Schon im Weinberg haben die Klein-Winzer ihre Trauben verkauft. Damit die Ernte gemessen werden konnte, wurde sie im Weinberg von Hand gemahlen.
Die Schufterei war damit keineswegs zu Ende. Die Weiterverarbeitung an der Kelter war ebenfalls harte Arbeit. Die Trauben wurden quasi von Hand zusammengepresst.
Über eine eiserne Spindel wurden Holzplatten zusammengedreht, um die Trauben zu pressen. Eine Knochenarbeit, die sich für die Bauern erst nach dem „Herbst“, also nach der Weinlese auszahlte. Zu Martini kam die Bezahlung für die abgelieferten Trauben.
Das Museum für Weinbau und Stadtgeschichte Edenkoben/Pfalz hat viele dieser Originalgeräte gesammelt. Wer eine Führung mitmacht, kann sich zum Beispiel von Hubert Minges erklären lassen, wie der Wein abgefüllt, die Flaschen gereinigt und etikettiert wurden.
„Die Holzfässer, in denen der Wein gelagert wurde, brauchten auch intensive Pflege. Wenn ein Fass leer steht, wird es schimmlig.“
Also wurde das Fass gebürstet und anschließend in Schwefel getränkte Papierstücke darin verbrannt.“
„Ohne Sauerstoff können sich die Schimmelpilze nicht mehr vermehren“, sagt Hubert Minges, der sich um die Pflege des Museums und des Archivs kümmert.
Heute hat Edelstahl die alten Holzfässer in weiten Teilen abgelöst. Der ist leichter zu pflegen und geschmacksneutral. Vor 150 Jahren wurden aber viele Holzfässer gebraucht und deshalb gab es gleich mehrere Küfer in Edenkoben, die die Fässer herstellten. Das Handwerksleben war vielfältig. Es reichte von der Schmiede bis zur Wagnerei und der Töpferei. Im Museumskeller bekommt der Besucher Einblicke in diese Zeit.
Der Weinbau hat natürlich auch die Stadtgeschichte geprägt. Durch die Römer kamen die Trauben in die Pfalz. Dort haben nicht nur die Winzer den Anbau weiterentwickelt und verbessert, auch das ortsansässige Kloster förderte den Weinbau. Die Zisterzienserinnen bauten die erste Wasserleitung im Ort. Die Holzdeicheln (ausgehöhlte Baumstämme, eigentlich: eine Wasserleitung aus Holz) sind im Museum zu sehen.
Das Kloster lebte auch vom Wein der Edenkobener.
Die mussten den Zehnten abgeben und so wurden im 15. Jahrhundert schon 93.000 Liter Wein im Kloster eingelagert.
Darüber erfährt der Besucher mehr, wenn er den Weinkeller verlässt. Im Erdgeschoss und im ersten Stock eines 300 Jahre alten Bürgerhauses ist die Stadtgeschichte dargestellt und nacherzählt.
Erbaut wurde das heutige Museum vom Klosterschaffner – so nannte man den Verwalter – Konrad Winkelblech. Kein armer Mann, denn er leistete sich nicht nur ein stattliches Haus, das groß genug war, um später als Schulhaus in Edenkoben genutzt zu werden. Er ließ eine hölzerne Wandverkleidung in den Räumen anbringen und diesen Lambris auch noch bemalen. Die Bilder zeigen Landschaften aus den Rheinauen und sind eine eigene Attraktion im Museum.
Ende des 18. Jahrhunderts war Edenkoben Schauplatz der französischen Revolutionskriege. Im Weinkeller des Museums wurde damals der Schnaps für die Soldaten gebrannt. Die Bürger der Stadt litten unter Brandschatzungen und Kämpfen. So manches Hab und Gut wurde in Kisten vergraben, um es vor den Soldaten zu retten. Ob Zinnteller oder Geld – die Schatzkisten stehen jetzt im Museum. Edenkoben wurde französisch und wenige Jahre später bayrisch.
König Ludwig I. von Bayern kam in die Pfalz und baute seine Villa Ludwigshöhe in die Weinberge. Edenkoben wurde dadurch quasi zum Zentrum: Der Ort bekam ein Krankenhaus, einen Bahnanschluss und sogar einen Königsbahnhof.
Diese Zeiten sind lange vorbei: Der Königsbahnhof wurde im zweiten Weltkrieg zerstört, die Edenkobener gründeten Vereine und die ersten Gasthäuser entstanden. Einblicke bekommt man im Museum auch ins Privatleben und damit in ein Stück Zeitgeschichte: Der Kohleherd zuhause wurde zum Kochen, Heizen und für die Warmwasseraufbereitung genutzt. Der große Waschtag wird im Museum noch einmal in Erinnerung gerufen. Die Waschküche hat einen eigenen Ausstellungsraum erhalten. Im Museum bekommt man einen Eindruck, wie es damals in den Häusern ausgesehen haben könnte.
Karin Mayer
Bericht aus „Tour de Kultur 2012“
des Saarländischen Rundfunks, SR 3 Saarlandwelle
von Karin Mayer (Bild und Text)
(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Senders und der Autorin)